50 Jahre Mitgliedschaft im DARC – Helmut DL2ECL
Am 19. Februar 2021 war Frank DC8EV zu Gast bei unserem Jubilar Helmut DL2ECL, um ihm persönlich, natürlich unter Einhaltung der üblichen Covid-19 Abstands- und Hygieneregeln, zu diesem wirklich nennenswerten Ereignis zu gratulieren. Er nutzte die Gelegenheit, Helmut ausführlich zu den letzten 50 Jahren Amateurfunk im DARC zu interviewen. Und wie wir unseren Helmut kennen, ließ er sich nicht lange bitten und konnte Frank und nun auch Dich, lieber Leser, an diesen 50 Jahren sehr anschaulich teilhaben lassen. Hier nun eine kurze Zusammenfassung des Gesprächs zwischen den beiden, für den historisch Interessierten haben wir das komplette Interview auch als Audio-Datei für Dich hier hinterlegt.
„50 Jahre Amateurfunk im DARC?“ Helmut lehnt sich lächelnd zurück, „Hast Du denn genügend Zeit mitgebracht? Das kann ich unmöglich in zwei Minuten erzählen. Da muss ich schon ein bisschen weiter ausholen. Ja, wie war das vor 50 Jahren? Amateurfunk war zu diesen Zeiten anders, elitär und ein wenig verschworen.“ Helmut berichtet von seinen ersten Kontakten zur Elektrotechnik, die er im familiären Betrieb hatte, finanzierte er doch sein erstes Auto neben seinem Studium mit Arbeiten in diesem Unternehmen. Die Kenntnisse, die er im Radio- und Fernsehgeschäft mit Reparaturen und Serviceleistungen erwarb, konnte er später im Amateurfunk ausbauen und vertiefen.
Bereits 1966 hatte Günter von Velbert DK4TA (er wurde auch Tante Anna genannt) ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit vom DARC und seinen Aktivitäten in diesem Club erzählt. Günter nahm unseren Helmut also eines Tages mit auf das Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks Langenberg, in etwa dort, wo heute die neue Feuerwehrwache untergebracht ist. Dort im ersten Stock einer alten Baracke traf er zum ersten Mal in einem völlig überheizten und zigarettenverqualmten Raum auf einige der damalig aktiven Funkamateure Langenbergs, unter anderem auf Peter Plum und Karl Mälzer. Diese Begegnung prägte Helmut derart, dass er sich die Prüfungsunterlagen der Bundespost kommen ließ und begann, sich sehr intensiv mit den Anforderungen der Prüfung auf Zulassung der Teilnahme am Amateurfunkdienst zu beschäftigen.
In diesen Zeiten lag die Bestehens Quote bei nur ca. 25%, in diesem Wissen büffelte Helmut fleißig und ging gut gerüstet in die Prüfung. Heraus kam er als frisch gebackener C-Lizenz Inhaber mit dem Rufzeichen DC3JM, mit CW wollte er sich damals noch nicht auseinandersetzen. Seiner Leidenschaft, dem Selbstbau von Geräten, konnte er nun intensiv nachgehen. An seinem ersten, sehr ambitionierten Projekt, einem 2Meter SSB Receiver, scheiterte er allerdings zunächst. Ohne Hilfe durch andere OMs, nach ca. zwei Jahren Bauzeit, konnten dann aber die ersten Versuche mit diesem Gerät gestartet werden.
Die Reparatur eines Kurzwellen Geräts brachte ihn schließlich dazu, auch die Welt der Kurzwellentelegrafie zu betreten, einige Jahre später erwarb er, nach fleißigem Lernen der Morsecodes, die A-Lizenz mit dem Rufzeichen DA2DAF (Prüfgeschwindigkeit 30 Zeichen pro Minute), nach weiteren 5 Versuchen erreichte er dann auch die geforderten 60 Zeichen für sein noch heute bekanntes DL2ECL Rufzeichen.
„Der Prüfer hatte wohl meine Hartnäckigkeit erkannt, der wusste, ich würde wiederkommen, bis es endlich klappen würde“, schmunzelt Helmut. „Ich will mit dieser Geschichte aber auch andere ermutigen, man kann das schaffen, wenn man den nötigen Ehrgeiz und den damit verbundenen Fleiß mitbringt.“
Ausführlich berichtet Helmut nun von seinen ersten Geräten (Reparaturen von defekten Transceivern, ein Neukauf kam als Student natürlich nicht in Frage) und dem Einrichten seines ersten Shacks im Haus seiner Eltern. Ein bisschen Wehmut schwingt mit in seiner Stimme, als er berichtet, dass solche Reparaturen heute meist nicht mehr möglich sind, da die Ersatzteilbeschaffung „ein defekter Microcontroller ist Tod für ein solches Gerät, da ist dann nichts mehr zu machen“ teils sehr schwierig ist.
Ist denn damit die Zeit des Selbstbaus vorüber? „Nein“, da ist sich Helmut sicher, „sie beginnt erst gerade wieder neu, aber eben anders. Heute kann man sich um andere Dinge kümmern, z.B. kann man komplexe, hochgenaue Messaufbauten für ein paar Euro im asiatischen Raum erwerben und muss sich mit diesen Dingen nicht mehr im Selbstbau beschäftigen und hat damit die Zeit für andere Projekte.
Zurückblickend auf 50 Jahre Mitgliedschaft im DARC, was sind die Highlights für Helmut? „Das Vereinsleben hat sich verändert“, meint Helmut und führt Beispiele an. „Früher gab es Animositäten bezüglich der verschiedenen Klassen im Amateurfunk, ein C-Lizenzler war in den Augen mancher weniger wert als ein A-Lizenz Inhaber. Da musste sich ein C-Newcomer erst einmal beweisen, aber ein C-ler konnte die A-Lizenz Inhaber durchaus auch mit Neuigkeiten überraschen.“ Er berichtet über einen Contest, bei dem durchaus gute Ausbreitungsbedingungen in SSB auf UKW die Kurzwellengemeinde in Erstaunen versetzte. Auch vom Selbstbau von Leistungsverstärkern, die im Contest zum Einsatz kamen und der Umgebung durchaus das Fürchten lehrte, kann Helmut anschaulich erzählen.
Wie wichtig ist der DARC heute für Dich? „Unverzichtbar“, da ist sich Helmut sicher, „die Begehrlichkeiten auf Frequenzen sind unendlich groß. In den Mikrowellenbändern werden wir eine Menge Frequenzen verlieren, zudem sind wir in den meisten Bändern nur sekundär vertreten und können diese sehr schnell verlieren. Wenn wir nun keine Interessenvertretung hätten, die konsequent und als große Gemeinschaft diesem „Frequenzklau“ massiv entgegentritt, nun, dann wird es gerade in den höheren Bändern irgendwann sehr eng.“ Nur muss sich Helmuts Meinung nach auch im DARC etwas verändern. „Der Königsweg wäre doch, sich nicht gegen etwas zu stemmen, was man im Endeffekt doch nicht durchsetzen kann, sondern den Kompromiss zu suchen und im Gegenzug zu wegfallenden Frequenzen neue Bereiche zur Genehmigung vorzuschlagen.“ Aber vor die Entscheidung gestellt, heute noch einmal in den DARC einzutreten zu wollen, kommt ein klares „JA!“
Nachwuchs im DARC, was gibt Helmut jungen Menschen mit auf den Weg? „Jugendliche von früher waren frustrationstoleranter, die konnten Enttäuschungen besser wegstecken. Nicht alles, was Du anfängst, funktioniert auch sofort, aber Letzen Endes siegt die Beharrlichkeit: Immer wieder machen, immer wieder probieren. Und bitte nie vergessen: Internet und Handykommunikation hat mit Amateurfunk nichts zu tun, das ist eine völlig andere Welt.
Zum Schluss die Frage, was ist das Spanneste am Amateurfunk? Ganz klar für Helmut, „Du machst ein DX-QSO, Du hörst das Rauschen und im Rauschen ist plötzlich etwas und Du stellst fest, da spricht doch einer. Und dann heißt es: Bitte alles zweimal, bitte zweimal. Bei solch schwachen und schwächsten Verbindungen zählt Minimalismus, nur das Notwendigste wird übertragen. Und wenn beide Seiten dann alles aufgenommen haben…. das ist es!“ Auch so geht Amateurfunk.
Danke, lieber Helmut, für Deine Zeit und Deine spannenden Geschichten und nochmals: Herzlichen Glückwunsch!