Mills (geb. 1938) promovierte 1971 in Informatik und lehrte zunächst in Edinburgh. Dort schrieb er Programme zur Entschlüsselung von über Kurzwelle übertragenen Telegraphiesignalen und untersuchte bereits, wie Uhren in einem Stromnetz funktionieren. Später wechselte es an die University of Maryland. Dort verwehrte man ihm aber eine Festanstellung in einer akademischen Postion. Mills sprach später in einem Interview davon, dass das das Beste war, was ihm je passiert sei. Denn daraufhin begann er eine Tätigkeit bei Comsat, einem Anbieter für Satellitenkommunikation. Dort bekam er Zugriff auf die Arbeiten innerhalb des Arpanet – dem Vorläufer des modernen Internets.
In diesen frühen Tagen des Internets erkannte er bereits die Notwendigkeit, genaue Zeitinformationen über verteilte Computernetzwerke zu synchronisieren. 1977 begann Mills, daran konkret zu arbeiten und entwickelte schließlich in den 1980er Jahren das NTP-Protokoll. Es ermöglicht die genaue Synchronisation von Uhren allein über das Internet. Die Auswirkungen seiner Innovation sind enorm, von der Koordination von Finanztransaktionen über die sichere Kommunikation von Satellitensystemen bis hin zur nahtlosen Integration von Computernetzwerken auf globaler Ebene.
Mills war nicht nur ein begnadeter Techniker, sondern auch ein leidenschaftlicher Verfechter offener Standards. Er wurde für seine Arbeit weithin anerkannt. 1999 wurde er Fellow der Association for Computing Machinery und 2002 des Institute of Electrical and Electronics Engineers. 2013 erhielt er den IEEE Internet Award für seine Beiträge zu Netzwerkprotokollen und Zeitmessung bei der Entwicklung des Internets.
Mills setzte sich in seiner langen Karriere unter anderem auch dafür ein, seine wissenschaftlichen Ergebnisse Sehbehinderten zugänglich zu machen. Er selbst war bereits seit seiner Geburt an einem Glaukom erkrankt. Ein Chirurg konnte einen Teil der Sehkraft seines linken Auges erhalten, als Mills noch ein Kind war. Doch 2012 begann sich sein Sehvermögen zu verschlechtern, und im Jahr 2022 war er vollständig erblindet.
Mills starb Mitte Januar 2024 im Alter von 85 Jahren in Newark, Delaware. In einer Nachricht auf der Mailingliste der Internet Association hieß es traurig: „Oh je, wir haben Vater Zeit verloren“.
Ohne Mills Erfindung des NTP-Protokolls wäre FT8 heute praktisch unmöglich: Schließlich muss die Zeit der eingesetzten Computer auf die Sekunde genau synchronisiert werden – ohne NTP eine schwierige Aufgabe.
Quelle: darc.de